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Editorial BI-SPEKTRUM 4/2025: Cloud – Land of the free?

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Carsten Felden

Geschäftsführer


  • 11.12.2025
  • Lesezeit: 4 Minuten
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Liebe Leser, liebe Leserinnen,

die Diskussion um die Cloud ist in den meisten Unternehmen längst keine Frage des Ob mehr, sondern des Wie und des Wann. Schon allein die Entwicklungen am Softwaremarkt drängen in diese Richtung. Wer aber sowieso moderne Analytics-Architekturen aufbauen will, kommt an Cloud-Services nicht vorbei. In Zeiten variierender Datenanforderungen oder unterschiedlich geforderter Rechenleistungen sind die Vorteile von Skalierbarkeit und Innovationsgeschwindigkeit sowie die Vielfalt spezialisierter Dienste einfach zu groß, um dieses Thema nicht auch auf dem Tisch zu haben. Doch in der Praxis zeigt sich, dass der Weg in die Cloud kein Selbstläufer ist. Er ist ein strategischer Balanceakt zwischen Flexibilität und Abhängigkeit, zwischen Effizienz und Souveränität.

In vielen Diskussionsrunden erlebe ich, dass die Entscheidung für einen Cloud-Provider weitreichender ist, als viele zunächst annehmen. Sie bestimmt nicht nur die technologische Plattform, sondern auch die Spielräume für Data Governance, Kostenkontrolle, Sicherheit und nicht zuletzt die Innovationsfähigkeit. Gerade im Analytics-Kontext entstehen hier neue Spannungsfelder, denn Hyperscaler wie Microsoft, Amazon oder Google bieten nahezu unbegrenzte Möglichkeiten, aber eben auch ein stark proprietäres Ökosystem, das die Wechselkosten im Zeitverlauf erheblich erhöhen kann.

Gleichzeitig wächst der Wunsch nach europäischen Alternativen. Anbieter wie StackIT, A1 Digital, T-Systems oder die Oracle EU Sovereign Cloud versprechen mehr Datensouveränität und Compliance-Konformität. Doch auch hier gilt, dass Souveränität kein Zustand ist, den man einkauft. Unternehmen müssen verstehen, dass diese ein Ergebnis bewusster Architekturentscheidungen ist und das Resultat aktiven Handelns mit Daten. Wer zeitgemäße Analytics ernsthaft umsetzen will, sollte Cloud nicht nur als Ort begreifen, sondern auch dessen wichtige Prinzipien verstehen: offen, modular, interoperabel und austauschbar.

In der Praxis bedeutet das, dass Multi-Cloud und Hybridstrategien zunehmend an Bedeutung gewinnen, weil sie den gezielten Einsatz der jeweiligen Stärken unterschiedlicher Provider ermöglichen und so technologische wie organisatorische Abhängigkeiten reduzieren. Gleichzeitig schaffen Containerisierung und Data-Fabric-Ansätze die notwendige technische Entkopplung, um Daten und Anwendungen flexibel zwischen Plattformen bewegen und integrieren zu können. Entscheidend ist zudem, dass Governance-Regeln Cloud-Dienste aktiv einbeziehen, beginnend bei der Datenhaltung über Sicherheits- und Compliance-Fragen bis hin zur Nutzung von Funktionalitäten der Künstlichen Intelligenz. Und schließlich bleibt ein zentraler Erfolgsfaktor die Entscheidungskompetenz über Datenflüsse und Dienste, die im Unternehmen verankert sein muss und nicht stillschweigend an den Anbieter delegiert werden darf.

In der Praxis zeigt sich, dass der Weg in die Cloud kein Selbstläufer ist.

Cloud-Provider-Strategien sind dann keine rein technische Entscheidung, sondern ein Element der Unternehmensführung. Sie berühren Fragen der IT-Governance, der Kostensteuerung, der Nachhaltigkeit, aber auch zunehmend der geopolitischen Verantwortung. Derjenige, der heute seine Provider-Strategie aktiv gestaltet, gestaltet zugleich seine eigene analytische Zukunft. Was wir mit Gewissheit sagen können, ist, dass Cloud kein Ziel ist, sondern ein Werkzeug, und nur wer dieses Werkzeug bewusst und strategisch einsetzt, bleibt langfristig handlungsfähig.

Derjenige, der heute seine Provider Strategie aktiv gestaltet, gestaltet zugleich seine eigene analytische Zukunft.

Mit dieser vierten Ausgabe des Jahres möchten wir Ihnen daher vielfältige Einblicke und Impulse zu Cloud-Provider-Strategien aus unterschiedlichen Perspektiven bieten. Sie zeigen, wie Unternehmen souverän, reflektiert und zukunftsorientiert den Weg zur datengetriebenen Organisation gestalten können. Ich wünsche Ihnen eine anregende Lektüre und freue mich auf Ihr Feedback und Ihre Erfahrungen zu diesem hochaktuellen Thema.

Ihr Carsten Felden

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Carsten Felden

Geschäftsführer
Zu Inhalten

Prof. Dr. Carsten Felden ist Vorstandsvorsitzender des TDWI e.V. In Forschung und Lehre vertritt er als Direktor des Instituts für Wirtschaftsinformatik an der Technischen Universität Bergakademie Freiberg Themen wie Business Analytics, Data Warehousing, XBRL und BI-Reifegradmodelle im Kontext von Digitalisierungsansätzen in Unternehmen.


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