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Entspannt aber achtsam

Themen kommen und gehen – und kommen wieder.“ – Richard Seidl

Wir werden von allen Seiten vollgedröhnt. KI hier, Agents da und die Super-KI vor der Tür. Verheißungen und Hiobs-Botschaften ... aus dem sanften Rauschen in den mehr oder weniger sozialen Medien ist ein Dauerfeuer geworden, dem man sich nur schwer entziehen kann.

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Richard Seidl

Berater, Coach und Autor


  • 09.12.2025
  • Lesezeit: 4 Minuten
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Müssen wir aber, sonst werden wir verrückt. Um diesem (Des-)Informationswahnsinn zu entgehen, braucht es Strategien. Eine wäre zum Beispiel, aus der Blase auszusteigen. Kein Social Media mehr und Smartphone entsorgen. Radikal. Kann man machen, ist aber schwierig, wenn man in der Tech-Branche tätig ist. Ich bin kein Freund von Komplettverweigerung. All das komplett auszublenden, macht es nämlich in meiner Welt nicht besser und fühlt sich irgendwie rückwärtsgewandt an. Ich glaube, wir müssen mit dem leben und umgehen lernen, was da ist. Ob uns das gefällt oder nicht.

Und dann ist da noch die Frage: Wo würden wir denn die Grenzen ziehen? Ist WhatsApp noch ok? Telegram? Mastodon auch noch oder nicht mehr? Ich kenne auch einige, die konsequent den Fernseher verbannt haben. Dieses Teufelszeug muss raus aus dem Wohnzimmer, es macht uns alle blöd und die Kinder ebenso. Freiheit pur ... und dann wird am Laptop Netflix und Youtube geschaut. Mehr oder weniger heimlich. Schlimmer noch. Statt des gemeinsamen Fernsehabends in der Familie hockt jeder in seinem Zimmer mit Smartphone, Tablet oder Laptop und konsumiert. Na das funktioniert irgendwie nicht.

Mit den Themen leben lernen

Ein anderer Weg ist, sich mit den Dingen auseinanderzusetzen, zu versuchen zu verstehen, eine Meinung haben und diese verteidigen. Sich mit unseren „Feeds“ zu beschäftigen, die Informationen kritisch zu hinterfragen und nicht einfach nur stumpf mitzuplappern oder auf der anderen Seite einfach aus Prinzip dagegen zu sein.

Das Gemeine an diesem Weg: Er ist auf aufwendig, anstrengend und nicht leicht. Das passt ja so gar nicht in unseren Alltag, wo wir statt Auseinandersetzung lieber einfache KI-Antworten haben wollen. Energie- und Zeitsparen zur Alltagsbewältigung.

Die Kunst der kleinen Schritte

Der Trick für mich besteht darin, kleine Schritte zu gehen, statt am großen Rad zu drehen. Natürlich kann ich frustriert darüber sein, in meinem Unternehmen nix bewegt zu bekommen. Ich kann aber an meinem Schreibtisch beginnen. Und zum Beispiel mal eine Outlook-Regel erstellen, die meine Mails wegsortiert. Newsletter abbestellen und mir angewöhnen, am Tagesende alle Tabs zu schließen, um am nächsten Tag mit frischem Geist zu starten.

Meta-Perspektive

Eine andere Strategie ist rauszuzoomen. Nicht so assoziiert zu sein mit den Themen, die um uns passieren. Ich finde da eines der entspannendsten Werkzeuge den Gartner Hype-Cycle. Dieser ist für mich ein Anker geworden für die Thematik: Es kommt ein Hype, der wird ordentlich aufgeblasen ... dann kommt das Tal der Tränen und irgendwas bleibt dann produktiv in der Realität übrig.

Beispiel: 3-D-Druck. Es gab Zeiten, da wurde in den Medien der komplette Zusammenbruch des Einzelhandels prognostiziert. Wir werden alle nur mehr Baupläne von Produkten runterladen und selber drucken ... keiner muss mehr in den Baumarkt oder sonst wohin (Hype).

Ich frage bei meinen Workshops und Keynotes gerne, wie viele im Raum einen 3-D-Drucker besitzen. Selbst bei Hardcore-IT-Teilnehmern gehen meist nur 2 bis 3 Hände hoch. Gleichwohl hat sich 3-D-Druck in der Industrie oder zum Beispiel in der Zahntechnik etabliert (Plateau der Produktivität).

Gleiches haben wir beim Metaverse erlebt und das steht uns auch mit KI bevor.

Der Hype-Cycle zeigte zum Zeitpunkt dieser Kolumne an, dass „AI Agents“ am Höhepunkt des Hypes sind. Also kurz vor der Ernüchterung.

Ich finde das sehr entlastend. Themen sind Themen ... Marketing bläst sie auf ... dann kommt der Kollaps und was Produktives bleibt übrig. Also durchatmen und weitermachen.

Im Endeffekt muss jeder seine Strategie finden, um mit dieser verrückten wunderbaren Welt umzugehen und darin zu bestehen. Da hilft kein Jammern und kein Zaudern. Dafür sind wir Erdlinge da. Und dazu rufe ich gerne auf: Beschäftigen Sie sich mit Ihren Strategien, machen Sie sich diese bewusst und wenn sie nicht funktionieren ... ändern Sie sie!

Viele Grüße

Richard Seidl

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Richard Seidl

Berater, Coach und Autor
Zu Inhalten

Richard Seidl ist Berater, Coach und Autor. Er hat in seiner beruflichen Laufbahn schon viel Software gesehen: gute und schlechte, große und kleine, neue und alte. Software so schön, dass man weinen könnte, und auch solche, wo es Fußnägel aufrollt. Für ihn ist klar: Wer heute exzellente Software kreieren möchte, denkt den Entwicklungsprozess ganzheitlich: Menschen, Kontext, Methoden und Tools.


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